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Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Gestern brachte ein Schüler ein Arbeitsblatt zum Thema "Lange und kurze Vokale" mit. Wörter wie "Lampe", "Teller", "Wolf" sollten nach verschiedenen Kriterien sortiert werden: "kurzer Vokal mit Doppelkonsonant", "kurzer Vokal mit unterschiedlichen Konsonanten" und "langer Vokal mit nur einem Konsonanten".

Ich fragte ihn, wie er denn herausfindet, ob ein langer oder kurzer Vokal vorliegt. Er sagte, er mache das so nach Gefühl. "Laaaaaaampe" wäre zum Beispiel lang.

Ich zeigte ihm einen einfachen Trick:

Bei zweisilbigen Wörtern wird das Wort in Silben gesprochen oder geschrieben und mit Silbenbögen versehen. Bei einsilbigen Wörtern (Wolf) wird mit dem Zauberwort "alle" verlängert, damit zwei Silben entstehen ("alle Wölfe"). Auch hier Silbenbögen einzeichnen. Und nun kommt der ganz simple Trick: Steht der Vokal am Ende der ersten Silbe, ist er lang. Kommt danach noch ein Konsonant, ist der Vokal kurz. Fertig. So einfach könnte es sein.

Nun allerdings gibt es Schwierigkeiten im Detail. Z.B. bei den Wörtern Ameise, Elefant und Esel.

Sie dürften nicht, so mein Schüler, die Silben von Ameise so bilden, das das A am Anfang alleine steht. Ich markiere die Silben hier blau und rot:

Ameise

ist also verboten, obwohl man dadurch eindeutig feststellen könnte, dass das A am Anfang lang ist (steht ja alleine, also am Ende der Silbe) und das "ei" immer als lang gilt, weil danach nichts mehr kommt. Ebenso

Elefant

In der Konsequenz ergibt sich dann, dass

Esel

nur aus einer Silbe besteht. Denken Sie, was Sie wollen.

Hier die Einträge aus dem Wörterbuch:

Und dennoch steht vorne diesem Wörterbuch:

Ja, was denn nun? "Esel" hat zwei Vokale, aber nur eine Silbe. Die Silben "Ele" auch und "Amei" sogar drei. Kein Wunder, dass die Kinder verwirrt sind....

Und doch ginge es soooooo einfach mit dem Trick, den ich oben erklärt habe. Dabei könnte man doch einfach zulassen, dass Ameise genauso silbiert wird:

Ameise

Aber warum wird es in der Schule nicht so gehandhabt? Damit das Wort beim Schreiben nicht so getrennt wird. Das ist die Begründung...... Die Kinder sollen nicht auf die Idee kommen, A-

meise oder E-

lefant zu trennen.

Vernünftigerweise sollten aber die Trennregeln der Silbierung untergeordnet werden.

Was ist wichtiger? Das Rechtschreiben in seiner Gänze zu begreifen (und das geht nur, wenn von den Silben ausgegangen wird) oder wegen ein paar Trennregeln das Silbieren unlogisch und schwer erklärbar zu machen?

Ich sage meinen Kindern immer:

Merke dir, dass du -ck- nicht trennen darfst, gib es in einer einzigen oder vielleicht auch zwei Proben als richtige Antwort und danach trennst du nie wieder ein Wort. Dazu zwingt dich keiner, außer es wird in ein oder zwei Proben eben explizit danach gefragt. Dass du richtig silbierst, ist viel wichtiger!

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